Als Chronisten führten Bürgermeister Horst Baier (SPD) und die ehemalige
Museumsleiterin Helga Hake die Gäste durch die 40-jährige Geschichte des
Pfungstädter Stadtmuseums. Marion Roth, seit April neue Leiterin des
Hauses, gab einen kleinen Ausblick auf die geplante Entwicklung. Wie
aufmerksame Beobachter flankierten Porträts der Gründerväter des
Museums, Karl Hechler und Valentin Liebig, das Rednerpult, die der
Pfungstädter Maler Rainer Ohl eigens für diese Veranstaltung gezeichnet
hatte. „Ich war damals in der Arbeitsgemeinschaft aus Mitarbeitern der
Verwaltung und Ehrenamtlichen aus den Vereinen, die ab 1972 den
Hessentag vorbereitete”, erinnerte sich Baier. Sein damaliger Chef
Heinrich Gunkel habe ihn in diese Gruppe aufgenommen, weil er Kritik an
der zu starken Sportlastigkeit der geplanten Hessentags-Veranstaltungen
geübt habe. Pfungstadt sei verpflichtet gewesen, Einrichtungen wie
Museum und Archiv für seine Bürger vorzuhalten. Der Hessentag sei dafür
der richtige Anstoß gewesen. Helga Hake, die nach dem zwanzigjährigen Engagement Liebigs
ab 1997 fürzwölf Jahre die Geschicke des Hauses leitete und in dieser Zeit rund 100
Ausstellungen organisierte, ging auf die Museumsidee ein. „Schon 1912
hatte der Bürgerverein den Gedanken entwickelt, dass Pfungstadt ein
Museum braucht.” Die beiden Weltkriege ließen diese Idee nicht zur
Umsetzung kommen. 1964 wurde die Forderung nach einem Museum wieder laut, für das
der Magistrat geeignete Räume suchen sollte. Zunächst habe man die
Kirchmühle vorgeschlagen, sich dann aber angesichts des Hessentags 1973
für die Borngasse entschieden. Die Sammlung umfasste zur Eröffnung neben
Exponaten aus Ausgrabungen von Valentin Liebig vor allem Zeugnisse zur
Geschichte von Landwirtschaft und Handwerk in Pfungstadt. Hake ging auch
auf die Bedeutung des 1996 gegründeten Museumsvereins ein. Der Verein
zeigt in der Remise der alten Büttelschen Zündholzfabrik im Obergeschoss
inzwischen ausgestorbenes Handwerk.
Hake ging auch auf die Raumnot des Museums ein, das sich das
Schulgebäude an der Borngasse mit der ebenfalls zum Hessentag 1973 dort
neu eingerichteten Stadtbücherei teilt. Vor zwei Jahren hatte man
gehofft, dass die Bücherei auszieht, sodass das Museum die ganze Schule
für sich nutzen kann. Doch die Finanzkrise machte diesen Plänen ein
Ende, so Hake.
Die neue Museumsleiterin Marion Roth berichtete von ihrem Waldprojekt
mit einer Pfungstädter Grundschule, dessen Ergebnisse derzeit in einer
Sonderausstellung gezeigt werden. In den Sommerferien will sie ein
Erzählcafé für Großeltern und Enkel einrichten.